Der Ort Unterwart hat seinen Ursprung ebenfalls in jenen Grenzwächtersiedlungen der Oberen Wart, die im Zuge der Landnahme und Sesshaftwerdung der Ungarn als Teil des gyepű-Systems geschaffen wurden. Auch hier ist die Siedlungsform als Ober- und Untertrum bis heute sichtbar. Im Freiheitsbrief König Karl Roberts I. aus dem Jahre 1327 wurde seinen Bewohnern das königliche Privileg der speculatores nostri zuteil, welches sie in den Stand des Landadels erhob. Sie waren frei und keiner Herrschaft untertan. Der ungarische Reichstag bekräftigte wiederholt diesen Rang (1478, 1498, 1547) und bezeichnete die Einwohner als Adelige (cum nobiles sint regni Hungariae). Das Wappen von Unterwart spiegelt diese historische Abstammung wider: Es zeigt im goldenen Schild eine männliche Gestalt in roter Kleidung mit goldenen Schnüren und goldenem Riemen, silbernem Gürtel und silberner Schwertscheide, blauem, golden verschnürten und silbern verbrämten Dolman, schwarzem, silbern verbrämten Kalpak und schwarzen Stiefeln, in ihrer Rechten ein silbernes Schwert schwingend. Die Verleihung des Gemeindewappens erfolgte am 5. April 1994. Die zu Unterwart gehörenden landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden bis in das 19. Jahrhundert von der örtlichen Communitas (adelige Wirtschaftsgemeinschaft) verwaltet und gemeinsam bewirtschaftet. Zudem blühte der Handel und das Gewerbe, sodass nahezu alle Sparten ausgeübt wurden (unter anderem gab es in Unterwart Buchbinder, Drechsler, Gerber, Hutmacher, Stiefelmacher, Watteerzeuger, usw.). Die Handwerksfahne befindet sich noch heute in der Kirche. Angesichts der generell schlechten Wirtschaftslage gegen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts sahen sich viele junge Unterwarter dazuveranlasst, nach Amerika auszuwandern.
Im Gegensatz zu den anderen Siedlungen der Oberen Wart waren die Bewohner von Unterwart immer rein katholischen Glaubens. Als Erzdechant István Kazó im Jahr 1697 dem Ort eine Visitation abstattete, erwähnte er eine aus Holz gebaute Kirche, die von einem Friedhof umgeben war. In seinem Bericht findet sich auch eine interessante Bemerkung über eine bunt bemalte Kassettendecke. Diese Kirche stand am Hauptplatz des Dorfes, wo sich heute das Kriegerdenkmal befindet. 1769 wurde ein Bau aus Ziegeln errichtet, dieser ist als Teil der heutigen Kirche erhalten. Bis 1791 gehörte Unterwart der Pfarre Oberwart an. Erst als eine selbständige Kaplanei und 1808 eine selbständige Pfarre gegründet wurde, sowie die örtliche Communitas die Pflichten des Patronatsherrn übernahm, erlangte der Ort auch in dieser Hinsicht Selbständigkeit. Im Jahre 1883 wurde die Kirche vergrößert und erhielt dabei ihre heutige Form. Schutzpatronin der Kirche ist die Heilige Katharina. An den Seiten des Altars, auf dem sich das Bildnis der Heiligen Katharina befindet, stehen – wie noch in vielen Kirchen des Burgenlandes – die ungarischen Könige. In Unterwart stehen König Stephan und sein Sohn, der Heilige Emmerich, Wache. An der Kanzel befinden sich hölzerne Statuen der vier Evangelisten, diese wurden in den 1990-er Jahren restauriert. Der Seitenaltar wurde im Zuge der Restaurierung der Kirche mit einer Holzskulptur von Thomas Resetarits ausgestattet, welche den Titel Die Frau, die sich mit der Sonne kleidet trägt. Die Florianikapelle, die an der Straße nach Oberwart steht, wurde im neogotischen Stil mit runder Aspis gebaut. Um die Kapelle wurden im Jahr 1898 vier Linden zur Erinnerung an die in Genf ermordete Kaiserin Elisabeth gepflanzt. In einer Nische über dem Eingang befindet sich eine Staute des Heiligen Florian. Nach wie vor ist es Tradition bei der Kapelle am Sonntag nach dem Namenstag des Heiligen Florian diesem zu Ehren eine Messe unter freiem Himmel abzuhalten. Im Jahre 1965 gründeten Idealisten den Verein Unterwarter Heimathaus, um kulturhistorisch, künstlerisch, naturwissenschaftlich und volkskundlich bedeutende Gegenstände aus Unterwart und der näheren Umgebung zu sammeln, zu erhalten und zu pflegen sowie museal zugänglich zu machen. Im Verlauf der Jahre sind zahlreiche Dokumente, Bücher, Bilder, vor allem aber haus- und landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge, Hausrat aller Art und Volkstrachten zusammengetragen und instandgesetzt worden. Dank laufender und sorgfältiger Pflege bleiben diese besonderen Stücke der Nachwelt erhalten. Die Exponate geben einen Einblick in das Leben der burgenländischen Ungarn und ihre Traditionen.
Der Unterwarter Gesangsverein wurde im Jahr 1919 gegründet. Der damalige Pfarrer hielt es für wichtig, dass der Jugend nach den schweren Zeiten des Ersten Weltkrieges eine Beschäftigung geboten wurde, die ihr Freude bereitete. So wurde dieser Männergesangsverein gegründet, dessen Ziel die Pflege des ungarischen kirchlichen und weltlichen Liedgutes ist. Im Jahr 2003 traten Frauen dem Chor bei, seitdem trägt er den Namen Unterwarter Gesangsverein und ist einer der ältesten Vereine des Burgenlandes.
Der Zweisprachige Ungarische Theaterverein Unterwart wurde 1982 offiziell gegründet. Das Laientheaterspiel in Unterwart nahm seinen Anfang jedoch bereits deutlich früher. Die erste Aufführung fand zu Pfingsten 1920 statt, gezeigt wurde das Stück Leányfurfang. Zunächst wurden jährlich sogar zwei bis drei Theaterstücke gespielt. Das Ziel des Theatervereins ist immer noch die Pflege und der Erhalt der ungarischen Sprache zur Stärkung der Gemeinschaft und die Weitergabe der Traditionen. Im Jahr 2014 erhielt der Verein für seine Verdienste in Ungarn die Auszeichnung Magyar Örökség. Diese wird an solche ungarische Institutionen und Gruppen vergeben, deren Aktivitäten maßgebend zur Pflege der ungarischen Kultur, dem Sport, den Wissenschaften beitragen. Heute umfasst der Theaterverein rund 40 Mitglieder. Aufgeführt werden Theaterstücke vor allem in ungarischer Sprache. Die Mitwirkenden sind Angehörige der ungarischen Volksgruppe des Burgenlandes.
Ungarische Volkstanzgruppe Virgonc auf eine deutlich längere Tradition zurück. Seit 1985 gehört das Ensemble dem Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein an und bietet seit 2006 auch altersgerechten Volkstanzunterricht für Kinder an. Die Tanzgruppe widmet sich nicht nur dem Erhalt und der Weitergabe der ungarischen Volkstanzkultur und Sprache, sondern auch der Weitergabe der althergebrachten Technik des Eierschreibens. Hierbei handelt es sich um den alten Brauch der burgenländischen Ungarn, hartgekochte Eier nach deren Abkühlen mit flüssigem Wachs zu verzieren und diese anschließend zu färben. Nach Entfernen des Wachses kommen durch diese Batiktechnik die oftmals seit Generationen innerhalb der Familien weitergegebenen Muster zur Geltung. Früher erlernten kleine Mädchen diese Kunst von ihren Müttern. Es war üblich, dass die Frauen am Ostersonntag ihre Patenkinder besuchten und diesen rotgefärbte oder derart verzierte Ostereier mitbrachten. ls weiterer wichtiger Kulturträger ist das Ungarisches Informationsund Medienzentrum (UMIZ) zu erwähnen. Der Verein ging 1999 aus der 1973 vom Burgenländisch-Ungarischen Kulturverein gegründeten unterwarter ungarischen Bibliothek hervor, deren Anfangsbestand eine großzügige Buchspende des Wiener Ungarischen Kultur- und Sportvereins sowie die Privatsammlung von Pfarrer Dr. Irenäus Galambos bildeten. Mit der Organisation von Ausstellungen, Literaturabenden, Vorträgen, Buchvorstellungen und der Herausgabe von Büchern wird danach gestrebt, die Sprache, Kultur und Identität der ansässigen, autochthonen, ungarischsprachigen Volksgruppe zu bewahren. Das denkmalgeschützte Gebäude der Alten Schule bietet dem Institut Raum und Heimat.
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